Jeder, der sich mit einem Fahrzeug bewegt, weiß es zu schätzen, wenn das Beschleunigen und Abbremsen so sanft wie möglich erfolgt. Das ist immer dann der Fall, wenn Gas- oder Bremspedal vom Fahrer nicht schlagartig betätigt, sondern behutsam betätigt und auch behutsam losgelassen werden. Jeder erfahrene Fahrer nimmt bei einer Bremsung, kurz bevor das Fahrzeug zum Stillstand kommt, den Fuß langsam von der Bremse und verringert so die Stärke der Verzögerung. Im Idealfall kommt das Fahrzeug so ohne „Ruck“ zum Stehen. Bei einer Gefahrbremsung, bei der es darum geht, einen möglichst kurzen Bremsweg zu haben, bleibt der Fuß mit maximaler Kraft auf der Bremse, bis das Fahrzeug steht. Das hat zur Folge, dass die Insassen beim Erreichen des Stillstands heftig nach hinten geworfen werden, weil von einem Moment auf den anderen die Verzögerung von ihrem Maximalwert auf 0 abgesenkt wird.
Bedeutung des Rucks für die Automation.
Will man den Schlitten einer Lineareinheit bewegen, muss man sich mit dem Ruck beschäftigen.
Der Ruck gibt an, nach welcher Zeitspanne t eine gewünschte Beschleunigung a vorliegen soll.
Es gilt:
Die Einheit des Rucks ist
Will man zum Beispiel, dass innerhalb von 0,5 s seine Beschleunigung von
anliegt, so benötigt man einen Ruck von
.
Gibt man allerdings an, dass man eine Bewegung mit einer Beschleunigung von
beginnen will und macht darüber hinaus keine Angaben zum Ruck, so bedeutet das, dass die gewünschte Beschleunigung nach einer theoretisch unendlich kurzen Zeitspanne zur Verfügung steht.
Mathematisch entspräche das einer Division durch 0:
Der Ruck wäre demnach theoretisch unendlich groß.
In der Realität ist dies nicht möglich, denn der Motor wird auf Grund von Leistungsgrenzen und Trägheiten die Beschleunigung in einer Zeitspanne aufzubauen, die zwar sehr klein, aber auf jeden Fall größer als 0 ist. Damit ist der Ruck zwar sehr groß aber endlich.
Ist das zu transportierende Gut empfindlich oder handelt es sich um eine Flüssigkeit, hat eine Beschleunigung ohne Angabe eines Rucks zur Folge, dass das Gut Schaden nehmen kann oder eine Flüssigkeit in einem offenen Behältnis überschwappt. Auch die mechanischen Komponenten werden durch eine Bewegung ohne eine Ruckangabe außergewöhnlich hoch belastet, da alle an der Bewegung beteiligten Komponenten versuchen werden, die gewünschte Beschleunigung nach einer möglichst kurzen Zeitspanne zur Verfügung zu stellen.
Die Vorteile, die sich aus der Angabe eines Rucks ergeben, sind eine geringere Belastung für die transportierte Last und eine geringere Belastung der Mechanik. Außerdem ist die Geräuschentwicklung einer Bewegung mit Ruck geringer als ohne Ruck. Der Nachteil ist eine verlängerte Zeitdauer der Bewegung und eine Verlängerung des benötigten Weges.